Geometrie der Macht, Teil 2

„Die Welt ist immer eine Geometrie gewesen. Aus welchem Blickwinkel und in welcher Perspektive die Menschen sich sehen, zueinander sprechen und einander vorstellen dürfen, haben zuerst die Götter der einheitlichen Epochen souverän entschieden.

[…] Nach der Abschaffung Gottes ragen immer noch die ihn tragenden Säulen in den leeren Himmel. Erst heute, fast zwei Jahrhunderte nach dem Attentat, löst sich das mythische Stuckwerk in dem zerbrechenden Spektakel vollends auf, so als hätte sich die Explosion in der Kathedrale des Gottgeweihten nur in sehr langsamen Wellen fortgepflanzt“ (Raoul Vaneigem, Handbuch der Lebenskunst für die jungen Generationen).

[…] „Das Spektakel ist der Moment, in welchem die Ware zur völligen Beschlagnahme des gesellschaftlichen Lebens gelangt ist. Das Verhältnis zur Ware ist nicht nur sichtbar; sondern man sieht nichts anderes mehr: die Welt, die man sieht, ist seine Welt.

 

[…] In diesen fortgeschrittenen Zonen wird der gesellschaftliche Raum durch eine ununterbrochene Übereinanderlagerung geologischer Warenschichten überschwemmt.

 

[…] Diese Gesellschaft, die die geographische Entfernung abschafft, nimmt im Inneren die Entfernung als spektakuläre Trennung wieder auf.

[…] Die Gesellschaft, die ihre ganze Umgebung modelliert, hat sich eine spezielle Technik geschaffen, um die konkrete Basis dieser Aufgabengruppe zu bearbeiten: ihr Territorium selbst. Der Urbanismus ist diese Inbesitznahme der natürlichen und menschlichen Umwelt durch den Kapitalismus, der, indem er sich logisch zur absoluten Herrschaft entwickelt, jetzt das Ganze des Raums als sein eigenes Bühnenbild umarbeiten kann und muß. (Guy Debord, Gesellschaft des Spektakels)

 

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