Zwischen dem 25. und 26. Februar 1961 fragt der Streetwalker und Aktionskünstler Stanley Brouwn Passant_innen nach Wegbeschreibungen, um einen bestimmten Punkt in Amsterdam zu erreichen. Die Passant_innen müssen dazu aus ihrem Gedächtnis heraus den geographischen Raum rekonstruieren und sollen für Stanley den Weg aufzeichnen. Das Ergebnis waren kognitive Stadtkarten als vereinfachte Darstellungen mehrdimensionaler Realität:
Kevin Lynch beschreibt 1960 in „The Image of the City“, dass Menschen sich Bilder von Räumen, Stadtteilen oder ganzen Landschaften in landkarten-ähnliche Darstellungen übersetzen. Die menschliche Vorstellungskraft, so Lynch, versucht dabei den Raum zu begradigen und Ordnung zu schaffen.
Ordnung und Begradigung sind auch Themen der „Kognitiv Mind Maps“ von Passanten in Berkeley 50 Jahre später. Erfragt wurde der Weg von Martin-Luther-King Jr. zur B.A.R.T. Station. Obwohl mindestens ein halbes Dutzend Varianten existieren, wurde meistens die geradlinigste Strecke ausgewählt:
Wie sehen wohl die „Mind Maps“ von Menschen aus ohne die Anwesenheit von Straßennamen, rechtwinkligen Straßen oder Wegweisern? Tiere nutzen Farbe, Form, Lichtpolarisation, magnetische Felder, das Gefühl für Schwerkraft, Geruch, Geräusch oder Berührung zur Orientierung (vgl. Dérive in Theley: Auf den Spuren von Tieren kreuz und quer durch den Wald).